Catania, Mai 2011



Europäische Rekorde








Am 11. Mai flogen wir nach Catania auf Sizilien, um dort eine Schule zu besuchen und am Unterricht teilzunehmen. Catania liegt an der Ostküste der Insel am Fuße des etwa 30 km entfernten Ätna, des größten und aktivsten Vulkans in Europa. Durch frühere Besuche wussten wir, dass er manchmal ein bisschen raucht und man dann aus Sicherheitsgründen nicht ganz hoch zur Beobachtungsstation fahren kann.
In der Nacht sah ich aus dem Hotelzimmerfenster in weiter Ferne am dunklen Himmel sprühende Funken und dachte an ein Feuerwerk, wie man es bei uns am Ende eines Stadtfestes zündet. Am Morgen des nächsten Tages standen wir vor dem Hotel, um auf die italienische Kollegin zu warten, die uns mit ihrem Auto abholen sollte. Die Kellner waren damit beschäftigt, Tische und Stühle der Terrasse von einer dicken, grauen Staubschicht zu befreien und eine große Kehrmaschine fegte die Straße.
Wir wunderten uns ein bisschen über den feinen grauen Staubfilm, der über der Stadt zu liegen schien, dachten aber nicht weiter darüber nach, bis die Kollegen wie nebenbei erwähnten, der nahe Flughafen sei aus Sicherheitsgründen geschlossen und die Schülergruppe, die eigentlich aufs Festland zu einem Lesewettbewerb hätten fliegen wollen, kämen nun heute nicht mehr weg. Der Ätna habe mal wieder gespuckt, aber das sei nicht weiter schlimm, denn er habe sich zur unbewohnten Seite hin ergossen.
Auf unsere Frage, was denn nun mit dem Wettbewerb sei, meinten sie gelassen: „Nun, dann fliegen sie eben morgen oder übermorgen oder zwei Tage später".
Siedendheiß fiel mir ein, dass auch wir auf die Flüge angewiesen waren, um rechtzeitig nach Hause zu kommen.














Hektisch durchforstete ich das Internet nach wichtigen Rufnummern, um gegebenenfalls unsere Verspätung ankündigen zu können und schaute auf der Seite des Flughafens nach, um Informationen über die Dauer der Schließung zu bekommen. Gespenstische Ruhe lag in der Luft, nicht ein einziges Flugzeug war zu hören. Alle paar Minuten ging unser Blick zum Himmel und nur einmal sahen wir eine Art Aufklärungsmaschine, die über den Vulkan kreiste.
Bei unsern sizilianischen Kollegen war von Aufregung keine Spur. Dieser Tag lief wie alle anderen, nur konnte man eben heute nicht fliegen. „2002 war alles viel schlimmer", erzählte ein Kollege. „Die Gebirgsstraße wurde verschüttet und Häuser dort teilweise mit Lava bedeckt. Die mussten wir neu bauen. Aber auch das hätte noch schlimmer können. Die Leute hatten wenigstens Zeit genug, ihre Habe mitzunehmen und Fenster und Türen auszubauen. Das machen sie übrigens immer, wenn ein Ausbruch auf die bewohnte Seite droht. Später bauen sie dann alles wieder zurück, wenn es möglich ist, und freuen sich, dass sie nichts verloren haben."
Bei unserer Abreise drei Tage später herrschte am Flughafen wie gewohnt reges Treiben  und nichts deutete mehr auf  Vorsichtsmaßnahmen hin.